Der Preis als unterschätztes Steuerungsinstrument – Definition, Struktur und Wirkung
Der Preis ist mehr als eine Zahl. Er ist Träger von Information, Ausdruck von Positionierung, Signal an Kunden und Wettbewerber – und zugleich ökonomisch messbarer Tauschwert. Dennoch wird in der betrieblichen Praxis häufig ein eindimensionales Verständnis des Preises gepflegt: Preis gleich Kosten plus Marge. Diese Sicht greift zu kurz.
Ein Preis setzt sich aus verschiedenen Komponenten zusammen, erfüllt unterschiedliche Funktionen und wirkt sowohl rational als auch emotional.

Inhalte
Was ist ein Preis?
Definition und ökonomische Bedeutung
In der ökonomischen Theorie ist der Preis die zentrale Koordinate für den Austausch von Gütern und Leistungen. Er bezeichnet das Verhältnis, zu dem ein Gut oder eine Dienstleistung gegen eine andere, in der Regel Geld, getauscht wird. Im betriebswirtschaftlichen Kontext stellt der Preis den monetären Gegenwert dar, den ein Unternehmen für ein bestimmtes Leistungsversprechen vom Kunden erhält.
Dabei ist der Preis nicht mit den Kosten zu verwechseln: Kosten spiegeln den internen Ressourceneinsatz wider, der Preis hingegen repräsentiert die externe Wertzuschreibung durch den Markt. Ebenso ist der Preis nicht gleichzusetzen mit dem „Wert“ eines Produktes – dieser ist subjektiv, individuell geprägt und hängt stark von Wahrnehmung, Bedürfnislage und Situation des Käufers ab.
Der Preis fungiert also nicht nur als Abrechnungseinheit, sondern als Brücke zwischen Anbieterlogik und Kundenperspektive – zwischen interner Kalkulation und externer Marktreaktion.
Die Zusammensetzung eines Preises: Struktur und Parameter
Ein Preis ist selten ein einzelner, starrer Betrag. Er setzt sich vielmehr aus verschiedenen Komponenten zusammen, die sowohl strategisch als auch operativ beeinflusst werden können:
- Basispreis: Der Grundpreis eines Produktes oder einer Dienstleistung
- Zuschläge: z. B. Transportkosten, Zusatzleistungen, Servicepauschalen
- Nachlässe: Rabatte, Skonti, Boni, Staffelpreise
- Vertragsbedingungen: Zahlungsziele, Lieferkonditionen, Abnahmemengen
Die interne Preiskalkulation basiert häufig auf Kosten (Material, Fertigung, Vertrieb, Verwaltung), Zieldeckungsbeiträgen und strategischen Margenvorgaben. Hinzu kommen externe Einflussgrößen, etwa:
- Marktpreise vergleichbarer Produkte
- Wahrgenommener Kundennutzen
- Wettbewerbssituation
- Preiselastizität der Nachfrage
- Kaufkraft in relevanten Zielmärkten
Damit wird deutlich: Der Preis ist kein feststehender Wert, sondern das Ergebnis eines Zusammenspiels aus vielen Faktoren – wirtschaftlich, marktseitig, psychologisch.
Mehrdimensionalität des Preises:
Funktionen und Ebenen
Ein Preis erfüllt mehrere Funktionen gleichzeitig. Seine Bedeutung geht weit über die reine Verrechnungsgröße hinaus:
Signalfunktion:
Ein hoher Preis kann auf hohe Qualität, Knappheit oder Exklusivität hinweisen. Ein niedriger Preis kann für Effizienz oder Standardisierung stehen.
Selektionsfunktion:
Der Preis entscheidet mit, wer Kunde wird und wer nicht. Er wirkt wie ein Filter für bestimmte Zielgruppen oder Marktsegmente.
Anreizfunktion:
Durch Preise lassen sich Verhalten und Entscheidungen steuern, etwa durch Mengenrabatte, Frühbuchervorteile oder Zahlungsziele.
Allokationsfunktion:
Preise lenken die Ressourcenverwendung. Ein hoher Preis signalisiert, dass ein Gut knapp ist oder besonders nachgefragt wird.
In dieser Mehrdimensionalität wird der Preis zum strategischen Instrument, das tief in die Marktmechanik eingreift, auch wenn er in der Praxis oft rein operativ behandelt wird.
Zur Mehrdimensionalität gehört auch die Betrachtung der Veränderung von Preis, Absatzmenge und Kosten, wenn mehrere Faktoren gleichzeitig eine Veränderung einnehmen.
Preis als Marketinginstrument: Steuerung von Verhalten und Wahrnehmung
Im Marketing-Mix ist der Preis eines der vier klassischen „P“ (Product, Price, Place, Promotion) und zugleich das flexibelste. Änderungen im Preis lassen sich oft schneller umsetzen als Änderungen am Produkt selbst.
Über den Preis kommuniziert ein Unternehmen seine Marktposition:
- Niedrigpreisstrategie: Signalisiert Kosteneffizienz, Skaleneffekte, Massenmarkt
- Premiumpreisstrategie: Betont Exklusivität, Qualität, Marke, Vertrauen
- Mittelpreisstrategie: Wird häufig unbewusst gewählt, ist aber oft die strategisch schwächste Positionierung
Hinzu kommen psychologische Effekte:
- Schwellenpreise („1,99 € statt 2,00 €“)
- Preisanker (z. B. durch Vergleichsprodukte im Sortiment)
- Referenzpreise (z. B. durch frühere Preise oder Konkurrenzangebote)
Auch Kommunikationsinstrumente wie Preisgarantien, Rabattaktionen oder Zahlungsmodelle (Abo, Leasing, Ratenzahlung) sind Teil des Preis-Marketings. Hier zeigt sich: Der Preis kann aktiv gestaltet und eingesetzt werden, sowohl zur Umsatzsteigerung als auch zur Positionierung.
Fazit: Warum der Preis nicht isoliert betrachtet werden darf
Ein Preis ist nie nur eine Zahl auf einem Etikett. Er ist Ausdruck von Strategie, Marktverständnis, Kundenpsychologie und unternehmerischer Zielsetzung. Unternehmen, die Preise ausschließlich aus Kosten heraus kalkulieren oder sich an Wettbewerbern orientieren, schöpfen das Potenzial des Preises nicht aus und riskieren, Spielräume zu verlieren.
Erst wenn der Preis ganzheitlich verstanden und strategisch gesteuert wird, kann er seine Wirkung entfalten: als Instrument zur Wertschöpfung, Differenzierung und langfristiger Profitabilität.
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