Lieferkettensorgfaltspflichtgesetz (LkSG): Risiken minimieren und Prozesse krisensicher aufstellen

Das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) stellt Unternehmen vor neue Herausforderungen. Ziel des Gesetzes ist es, menschenrechtliche und umweltbezogene Risiken entlang globaler Lieferketten zu minimieren. Unternehmen müssen ihre Prozesse so gestalten, dass Verstöße frühzeitig erkannt und verhindert werden können.

Besonders für die Agri-Food-Wertschöpfungskette – von der Rohstoffgewinnung bis zur Vermarktung – hat das Gesetz weitreichende Auswirkungen. Lebensmittelhersteller, Händler und Zulieferer müssen ihre Beschaffungsstrategien anpassen, Transparenz sicherstellen und neue Kontrollmechanismen implementieren.

Doch das LkSG birgt nicht nur Risiken – wer es geschickt umsetzt, kann langfristig seine Resilienz stärken, Haftungsrisiken minimieren und das Vertrauen von Kunden und Geschäftspartnern gewinnen. In diesem Beitrag zeigen wir, wie Unternehmen das Gesetz in ihre Prozesse integrieren, welche Herausforderungen bestehen und wie die richtigen Maßnahmen zu mehr Wettbewerbsfähigkeit führen.

lieferketten lksg sorgfalspflichtgesetz transport supply chain eu regularien resilienz pricing vertrieb digitalisierung preismanagement agribusiness agri-food-wertschöpfungskette

Was ist das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (kurz: LkSG)?

Das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) verpflichtet Unternehmen dazu, menschenrechtliche und umweltbezogene Sorgfaltspflichten entlang ihrer Lieferketten einzuhalten. Ziel ist es, Menschenrechtsverletzungen wie Kinderarbeit, Zwangsarbeit oder Umweltverschmutzung zu verhindern. Seit 2023 gilt das Gesetz für Unternehmen mit mehr als 3.000 Mitarbeitern, ab 2024 wird es auf Unternehmen ab 1.000 Mitarbeitern ausgeweitet.

Betroffene Unternehmen müssen Risiken in ihrer gesamten Lieferkette identifizieren, bewerten und Maßnahmen zur Prävention und Abhilfe umsetzen. Dazu gehören unter anderem die Einführung eines Risikomanagementsystems, regelmäßige Risikoanalysen und Beschwerdemechanismen. Das Gesetz verpflichtet Unternehmen außerdem dazu, einen jährlichen Bericht über ihre Sorgfaltspflichten vorzulegen.

Warum ist das LkSG für die Lebensmittelbranche besonders relevant?

Die Agri-Food-Wertschöpfungskette ist besonders anfällig für menschenrechtliche und ökologische Risiken. Viele Rohstoffe stammen aus Ländern mit schwachen Arbeitsrechtsstandards, in denen Kinderarbeit oder unfaire Löhne vorkommen können. Auch Umweltaspekte wie Landnutzung, Wasserverbrauch und CO₂-Emissionen spielen eine zentrale Rolle.

Für Unternehmen der Lebensmittelbranche bedeutet das LkSG, dass sie ihre Lieferanten systematisch überprüfen und sicherstellen müssen, dass soziale und ökologische Standards eingehalten werden. 

Wer die neuen Anforderungen nicht erfüllt, riskiert nicht nur Bußgelder, sondern auch Reputationsverluste und den Ausschluss von öffentlichen Ausschreibungen.

Risiken minimieren: Strategien zur Umsetzung des LkSG

Um die gesetzlichen Anforderungen zu erfüllen und gleichzeitig die eigene Widerstandsfähigkeit gegenüber Krisen zu stärken, sollten Unternehmen folgende Maßnahmen umsetzen:

Risikomanagement etablieren:
Hier gilt es die Lieferketten zu analysieren, potenzielle Risiken zu identifizieren und klare Maßnahmen zur Risikominimierung zu definieren.

Lieferantenmanagement optimieren:
Langfristige und transparente Partnerschaften mit Lieferanten helfen, soziale und ökologische Standards konsequent durchzusetzen. Regelmäßige Audits und Zertifizierungen der Lieferanten sind entscheidend für eine kontinuierliche Überwachung.

Digitale Lösungen nutzen:
Technologien wie Blockchain und KI-gestützte Analysen ermöglichen eine lückenlose Rückverfolgbarkeit von Rohstoffen und Produkten. Dadurch kann die Lieferkette zurückverfolgt werden und Aussagen über Beschaffung und Zulieferer getroffen werden.

Interne Prozesse anpassen:
Mit Schulungen für Mitarbeitenden und Partnern kann sichergestellt werden, dass das LkSG auf Unternehmensebene umgesetzt wird. Weiterhin gilt es auch, die Prozesse der Zulieferer zu inspizieren, um Risiken besser einschätzen zu können.

Chancen durch das LkSG: Wie Unternehmen profitieren können

Das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz sollte nicht nur als gesetzliche Pflicht, sondern auch als Chance gesehen werden. Unternehmen, die frühzeitig auf Transparenz und Nachhaltigkeit setzen, profitieren langfristig:

Nachhaltigkeit als Wettbewerbsvorteil:
Verbraucher und Geschäftspartner legen zunehmend Wert auf nachhaltige und ethisch verantwortungsvolle Produkte. Wer hier hohe Standards erfüllt, kann sich von der Konkurrenz abheben und den First-Mover-Advantage abgreifen.

Verbesserte Krisensicherheit:
Unternehmen mit transparenten und resilienten Lieferketten sind aufgrund kontinuierlicher Risikoanalyse und Optimierungen weniger anfällig für Krisen, Lieferengpässe oder politische Instabilitäten.

Erhöhtes Vertrauen bei Kunden und Partnern:
Mit der Umsetzung des LkSG stärken Unternehmen ihr Markenimage und gewinnen das Vertrauen von Stakeholdern, Investoren und Konsumenten. Insbesondere für Investitionen, den Eintritt in neue Märkte sowie als nutzbarer Werbeeffekte ist das LkSG wertvoll.

Fazit: Jetzt handeln und langfristig profitieren

Das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) stellt Unternehmen vor Herausforderungen, bietet aber gleichzeitig Chancen für Wachstum und Krisensicherheit. Wer frühzeitig ein funktionierendes Risikomanagement etabliert, digitale Lösungen zur Transparenzsteigerung nutzt und eng mit Lieferanten zusammenarbeitet, kann nicht nur gesetzliche Vorgaben erfüllen, sondern sich auch strategische Vorteile im Markt sichern.

Die Implementierung des LkSG erfordert Zeit und Ressourcen – je früher Unternehmen beginnen, desto besser können sie sich auf die Anforderungen vorbereiten und langfristig profitieren.

 

Aktuelle Beiträge

Marktsegmentierung als Grundlage der Preisdifferenzierung und warum sich Zielgruppenarbeit wirklich lohnt
Preisdifferenzierung funktioniert nur dann, wenn klar ist, für wen welche Preise gelten und warum. Genau hier kommt die Marktsegmentierung ins Spiel: Unternehmen teilen ihren Markt in sinnvoll...
Produktlinien und Preisbündelung: Wie sich Preise über das gesamte Sortiment hinweg optimieren lassen
Preise werden oft isoliert auf Artikelebene kalkuliert, doch das greift zu kurz. Wer über ein größeres Sortiment verfügt, muss Preisentscheidungen immer im Zusammenhang mit der gesamten Produktlinie...
Preisdifferenzierung in der Praxis: Gleiche Produkte, unterschiedliche Preise – zur richtigen Zeit, für den richtigen Kunden
Preisdifferenzierung ist eine der ältesten, zugleich aber am meisten unterschätzten Strategien der Preisgestaltung. Dabei geht es nicht um Willkür oder Rabattaktionen, sondern um systematische...

Wer schreibt hier?

Hallo!
Ich bin Florian Neunzling, Gründer sowie Inhaber von E-Food Natives und freue mich über Ihre Kontaktaufnahme.

Rufen Sie mich gerne an oder schreiben Sie mir eine E-Mail – ich freue mich darauf, von Ihnen zu hören!

Florian Neunzling

B.Eng. & M.Sc.