Warum digitale Zwillinge (BIM) die Zukunft des Produktionsanlagenbaus sind
Stellen Sie sich vor, Sie könnten Ihre Produktionsanlage nicht nur digital planen, sondern auch in Echtzeit überwachen und potenzielle Ausfälle verhindern – bevor sie entstehen. Technologien wie BIM (Building Information Modeling) und digitale Zwillinge machen genau das möglich und transformieren die Lebensmittelindustrie. Dieser Beitrag zeigt, was beide Technologien leisten und wie sie die Zukunft des Anlagenbaus gestalten.

Was ist Building Information Modeling (kurz: BIM)?
BIM steht für Building Information Modeling und beschreibt die datenbasierte Bauwerksmodellierung. Es ist eine Arbeitsmethode, die auf der Erstellung und Nutzung digitaler 3D-Modelle basiert, welche durch umfassende Daten angereichert sind. Doch um zu verstehen, warum BIM ein solches Potenzial entfaltet, lohnt sich ein Blick auf die Entwicklung.
Von der Handzeichnung zur digitalen Datenmodellierung
Vor der Digitalisierung wurden Entwürfe am Reißbrett händisch erstellt – ein zeitaufwendiger und fehleranfälliger Prozess. Mit dem Einzug von CAD-Programmen in den 1990er Jahren wurde es möglich, Konstruktionszeichnungen effizient am Computer zu erstellen.
Ein weiterer Meilenstein war die Umstellung von zweidimensionalen (2D) auf dreidimensionale (3D) Modelle ab der Jahrtausendwende. Diese Modelle ermöglichten eine realistischere Visualisierung und die Erstellung präziser Ableitungen für Fertigungszeichnungen.
Mit BIM wurde schließlich ein neuer Standard etabliert: Statt reiner Geometrie sind die 3D-Modelle jetzt mit Daten hinterlegt. Jedes Bauteil enthält Informationen wie Material, Gewicht, Kosten und Lebensdauer. Diese Daten fließen in den gesamten Lebenszyklus eines Projekts ein – von der Planung über die Fertigung bis hin zur Wartung und zum Rückbau.
Vorteile von BIM im Anlagenbau
Datenvernetzung:
Jedes Bauteil ist mit spezifischen Informationen ausgestattet, die den gesamten Projektzyklus begleiten.
Automatisierte Prozesse:
Mengenberechnungen, Kostenabschätzungen und Materialplanungen lassen sich direkt aus dem Modell ableiten.
Effiziente Kommunikation:
Alle Projektbeteiligten greifen auf dasselbe Modell zu, wodurch Missverständnisse und Fehler minimiert werden.
In der Lebensmittelindustrie ist BIM besonders wertvoll, da Produktionsanlagen oft hohen hygienischen Anforderungen genügen müssen. Mithilfe von BIM können solche Vorgaben schon in der Planungsphase berücksichtigt und dokumentiert werden.
Was ist ein digitaler Zwilling?
Während BIM ein digitales Modell eines geplanten Bauwerks oder einer Anlage darstellt, geht der digitale Zwilling einen Schritt weiter: Er ist ein virtuelles Abbild eines realen Objekts in Echtzeit.
Der digitale Zwilling verbindet das physische Objekt – zum Beispiel eine Produktionsanlage – mit einer digitalen Plattform, die kontinuierlich aktuelle Daten empfängt. Dazu gehören Messwerte wie Temperatur, Druck oder Materialfluss.
Anwendungsbereiche des digitalen Zwillings im Anlagenbau
Echtzeitüberwachung:
Der digitale Zwilling zeigt den aktuellen Zustand der Anlage und ermöglicht eine sofortige Analyse von Abweichungen.
Prozessoptimierung:
Schwachstellen können frühzeitig erkannt und behoben werden, bevor sie den Betrieb beeinträchtigen.
Simulation und Testläufe:
Neue Prozesse lassen sich im digitalen Zwilling simulieren, ohne die reale Produktion zu unterbrechen.
Der digitale Zwilling ist damit nicht nur ein Werkzeug für die Wartung, sondern auch für die Weiterentwicklung von Produktionsprozessen.
Die Unterscheidung: Digitaler Zwilling vs. BIM
Obwohl BIM und der digitale Zwilling auf denselben technologischen Grundlagen basieren, unterscheiden sie sich grundlegend in ihrem Fokus und ihrer Funktion:
BIM dient in erster Linie der Planung und Konstruktion. Es erstellt ein detailliertes digitales Modell, das alle Informationen enthält, die für den Bau und die spätere Nutzung eines Objekts erforderlich sind. Das Ziel von BIM ist es, den gesamten Planungsprozess effizienter, genauer und transparenter zu gestalten.
Der digitale Zwilling hingegen konzentriert sich auf den Betrieb und die Optimierung des realen Objekts. Er erweitert das BIM-Modell, indem er Echtzeitdaten einbindet und somit eine direkte Verbindung zwischen der physischen und der digitalen Welt herstellt. Diese Synergie ermöglicht es, Prozesse kontinuierlich zu überwachen und zu verbessern.
Zusammengefasst lässt sich sagen: BIM bildet die Grundlage, der digitale Zwilling bringt die Weiterentwicklung.
Wie verbessert dies die zukünftigen Produktionen?
Die Kombination aus BIM und digitalen Zwillingen bietet zahlreiche Vorteile für die Lebensmittelindustrie:
Effiziente Planung und Bauweise:
Mithilfe von BIM können Produktionsanlagen hygienisch, kosteneffizient und nachhaltig geplant werden.
Vorausschauende Wartung:
Der digitale Zwilling erkennt Probleme, bevor sie auftreten, und reduziert so ungeplante Stillstände.
Bessere Datenbasis für Entscheidungen:
Echtzeitdaten ermöglichen fundierte Entscheidungen – sowohl im laufenden Betrieb als auch bei der Planung neuer Anlagen.
Ressourcenschonende Produktion:
Durch die Optimierung von Prozessen und den gezielten Einsatz von Materialien werden Abfälle minimiert.
Zukunftssicherheit:
Beide Technologien sind skalierbar und können mit neuen Anforderungen und Innovationen wachsen.
Zusammenfassung
BIM ermöglicht die datenbasierte Planung und Nachverfolgung von Bauwerken und Anlagen, während digitale Zwillinge den IST-Zustand in Echtzeit spiegeln. Beide Technologien schaffen zusammen eine Synergie, die die Planung, den Betrieb und die Wartung von Produktionsanlagen revolutioniert.
Vorteile für die Lebensmittelindustrie
Effizientere Planung: Bessere Nutzung von Echtzeitdaten und Simulationen.
Geringere Stillstandzeiten: Früherkennung von Fehlern und präventive Wartung.
Langfristige Optimierung: KI und Datenanalyse verbessern künftige Projekte.
Durch diese Innovationen wird die Lebensmittelproduktion nachhaltiger, effizienter und zukunftssicher.
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